Die kleine Rangierlok aus der alten „Apemin“

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Anfang der 70‘ er Jahre als die Dieselloks 20.001 und 20.005 für die „Kleine Bahn“ bestimmt waren, gab es zwischen „Apemin“ und CFR, wegen den erforderlichen Rangierarbeiten kein gutes Verhältnis. Die Lokführer der „Kleinen Bahn“ zeigten sich meistens unwillig, wenn sie in die „Apemin“ zum Rangieren mussten. Irgendeinen Grund, warum sie es nicht machen konnten, gab es immer. Dazu kam noch der hohe Preis, den die CFR der „Apemin“ für Rangierarbeiten verrechnet hatte.
Als auch noch die Auflösung der „Kleinen Bahn“ in Busiasch zur Debatte stand, beschloss die Betriebsleitung der „Apemin“ eine eigene Lokomotive für den Rangierdienst zu beschaffen.
Diese Aufgabe wurde innerhalb der „Apemin“ Herrn Josef Löffler übertragen. Es sollte eine einfache und kleine Diesellok sein, und sie sollte auch möglichst wenig kosten. Bei der damaligen Waschmittelfabrik „Azur“ in Temesvar wurde man fündig. Eine Zweiachsige blaue Diesellok (Hersteller unbekannt, vermutlich Eigenbau) war zu verkaufen. Angetrieben von einem Traktormotor Marke UTB 650 M mit einer Leistung von 65 PS, 5-Ganggetriebe im Vorwärts- und Rückwärtsgang, Kettenantrieb auf eine der zwei Achsen, mechanische Kurbellbremse nur für die Lok, war diese die richtige Lok für den Rangierdienst innerhalb der „Apemin“. Der Kaufvertrag wurde abgeschlossen, und die Lok auf einem Tieflader nach Busiasch zur „Apemin“ gebracht.

Diese Lokomotive sieht der damaligen Rangierlok sehr ähnlich.
Diese Lokomotive sieht der damaligen Rangierlok sehr ähnlich.

Ein Originalfoto gibt es leider in unserer Sammlung noch nicht.

- Sammlung Ottmar Löffler -

Mit der neu angeschafften Lok, kam bei der „Apemin“ auch neuer Ärger auf. Mit so einem „Geschoss“ durfte man auf den Strecken der CFR selbstverständlich nicht fahren! Nach inoffiziellen Verhandlungen mit der CFR und reichliche Bestechungen mit Mineralwasser, hatte man erreicht, dass die Bahnarbeiter hinwegsehen sollten, wenn sich die Apeminleute mit ihrer Lok auf CFR-Strecken befanden. Am Bahnhof im Kurpark war das keine so schwierige Angelegenheit. Anders war es aber, wenn man wirklich mal zum Busiascher Bahnhof hinaus fahren musste.
Die Lok war sehr unfreundlich in der Bedienung. Man musste als Lokführer ständig vom Gashebel zur Bremskurbel und vom Kupplungspedal zum Schalthebel, im Führerhaus herum springen. Eine Fahrt mit der Lok war immer von starken Vibrationen begleitet, und sämtliche Fenster und Türen schepperten mit einem ohrenbetäubenden Lärm. In einem Wort gefasst: Sie war sehr „rau“ und auch gefährlich. Es gab dafür keinen eingestellten Lokführer aber auch keiner der Apeminarbeiter wollte so richtig mit dieser Lok was zu tun haben. Sie war das schwarze Schaf der „Apemin“.
Einen hohen „Motorenverbrauch“ hatte die Lok allerdings. Sie demolierte im Durchschnitt, einen Motor pro Jahr. Zum Glück gab es ja in Busiasch der Reparaturbetrieb für Landmaschinen (SMA), wo unter anderen, auch Traktormotoren generalüberholt wurden. Bekanntenweise hat man in Busiasch für Mineralwasser alles bekommen können, also war das Motorenproblem somit auch gelöst. Josef Löffler, der damalige Mechaniker Meister, auch „Ioji de la Apemin“ (Joschi von der „Apemin“) genannt, erinnert sich:

„Die beladenen Waggons hatten wir immer auf dem Umsetzgleis für die CFR zu einem Güterzug zusammengestellt. Die mussten nur ihre Lok ankoppeln und rausfahren. Wir waren immer auf die CFR angewiesen. Wenn die nicht pünktlich kamen, gab es keine leeren Waggons im Betrieb und ohne Waggons keine Produktion. So kam es des öfteren dazu, dass wir mit unserer kleinen Lok, leere Waggons vom Bahnhof abholen mussten. Diese Herausforderung blieb meistens an mir hängen, da keiner aus der Mannschaft so etwas verantworten wollte. Offiziell war es ja verboten.
Voll beladen mit Mineralwasserkisten für die Fahrdienstleitung, machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Ein offenes Signal an der Bahnhofseinfahrt gab es natürlich nicht. Die Bahnarbeiter hatten sämtliche Weichen aufgeschlossen und sich anschließend „aus dem Staub“ gemacht. Es war weit und breit kein Mensch zu sehen. Als erstes lud ich die Kisten mit Mineralwasser am Bahnsteig vor dem „Biroul de miscare“ (Fahrdienstbüro) ab und machte mich anschließend an die Arbeit. Für solche abenteuerliche Fahrten hat man sich schon solche Uhrzeiten ausgesucht, an denen es kein Zugverkehr gab, sonst wäre es die „letzte Fahrt“ gewesen. Ein inoffizielles Telefonat mit dem Fahrdienstleiter gab es vor der Fahrt schon. Schließlich wollte ja keiner, dass es zu einem Bahnereignis kommt. Sie guckten alle, wie abgemacht weg. Von einer Rangierunterstützung war da nie die Rede. Weichenstellen, umsetzen, an- und abkoppeln war alles Eigenarbeit. Trotz aller Verstöße, die überhaupt denkbar waren, ging immer alles gut. Die Bahnarbeiter waren eigentlich schon alle auf der Hut, und hatten das Manöver aus der Ferne beobachtet. Ich fühlte es einfach! Im Schubbetrieb habe ich dann 3 bis 4 Waggons in die Apemin gebracht.“

Die Rangierarbeiten am Bahnhof im Kurpark dagegen, sind nicht immer so harmlos abgelaufen. Wegen zu spätem oder ungenügendem Abbremsen beim Ankoppeln von Waggons, entstanden beim Zusammenstoß so hohe Auflaufkräfte, dass die Lok öfter zum Entgleisen kam. Die Apeminleute waren aber sehr erfinderisch und hatten sich in den meisten Fällen selbst geholfen, um die Lok wieder flott zu bekommen. Beim Umzug ins neue „Apemin“-Gebäude, wurde die Lok selbstverständlich mitgenommen. Eine bessere und leistungsfähigere Lok der Marke Tatra (Baujahr ’59) wurde anschließend noch dazugekauft.

Heute gibt es aber nur noch die Tatra-Lok. Die blaue Rangierlok wurde Anfang der 80´er Jahre auf dem Gelände der „Apemin“ zerlegt und anschließend zum verschrotten abtransportiert.

Die Tatra-Lok in der neuen „Apemin“. Die Strecke im Hintergrund ist überasphaltiert und wird als Zufahrt für LKW‘ s benutzt, da auf einen Bahnbetrieb verzichtet wurde.

Die Tatra-Lok in der neuen „Apemin“. Die Strecke im Hintergrund
ist überasphaltiert und wird als Zufahrt für LKW‘ s benutzt,
da auf einen Bahnbetrieb verzichtet wurde.

- Sammlung Valentin Ivanescu -


Die umgebaute Tatra-Lok hat im Sommer 2001 einen neuen Anstrich bekommen, ist jedoch nicht mehr betriebsfähig.
- Sammlung Valentin Ivanescu -

Die umgebaute Tatra-Lok hat im Sommer 2001 einen neuen Anstrich bekommen, ist jedoch nicht mehr betriebsfähig.
Vielleicht findet diese Lokomotive ja trotzdem ein anderes Schicksal, als die blaue Rangierlok aus der alten „Apemin“.

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